Die Sektierer sind immer und überall

Es wird immer schlimmer. Die Spaltpilze agieren immer ungenierter im Sinne der Machthabenden. Teile und herrsche – warum aber die Beherrschten diese Spielchen aktiv mittragen, bleibt für mich unverständlich.

Wie man sich beim Thema „Frieden“ von anderen Friedensbewegten abgrenzen kann, wird für Kriegsbetroffene für immer unerfindlich bleiben.

Gregor Gysi und die Mehrheit der Bundestagsfraktion können sich abgrenzen: „Die Linksfraktion hat am Dienstag beschlossen, Veranstaltungen nicht zu unterstützen, an denen sich Organisatoren der umstrittenen Mahnwachen verantwortlich beteiligen“.

Schon früher, im Mai 2014 und gut versteckt unter der Überschrift „Für Frieden und Deeskalation in der Ukraine“ distanzierte der Bundesvorstand der Linkspartei „sich unmissverständlich von Aktivitäten von Rechtspopulisten, Nationalisten, Verschwörungstheoretikern und Antisemiten, die die Sorge vor Krieg und Eskalation zum Anlass nehmen, um auf ,Montagsmahnwachen‘ oder ,Montagsdemonstrationen‘ rechtspopulistische Welterklärungsmuster und ,Querfront‘-Strategien salonfähig zu machen«.

Gregor Gysi wird aktuell ganz konkret:  Er kritisiert namentlich den Bundestagsabgeordneten Diether Dehm, der sich mit einem der Organisatoren der umstrittenen Mahnwachen, Ken Jebsen, hatte fotografieren lassen. »Ich halte das für falsch, und das werde ich ihm auch deutlich sagen«.

Gerne schlägt auch die „sozialistische Tageszeitung“ neues deutschland in die gleiche Kerbe und macht es noch ein wenig schlimmer: “ Jebsen, der zu Verschwörungstheorien neigt, steht unter dem Vorwurf, antisemitische Äußerungen zu befördern. Auf Facebook kursieren Fotos, die zeigen ihn Schulter an Schulter mit dem Linksfraktionsabgeordneten Diether Dehm.“ Soll wohl suggerieren, dass Dehm (auch) ein bekannter Antisemit ist – oder was? Also der eine „befördert antisemitische Äußerungen – was immer das ist, denn ihm wird ja nicht einmal vorgeworfen, sich selbst antisemitisch zu äußern! – und der andere lässt sich mit so einem schlimmen Menschen fotografieren. Wirklich grauenvoll, das hemmungslose, unverantwortliche Denunzieren rechtschaffener Menschen.

Dieter Dehm hat eine sehr guten Beitrag zu den unsäglichen, letztendlich friedensfeindlichen Positionen geschrieben:

Immerzu werden Antifaschisten und Antimilitaristen hierzulande mit der Forderung bedrängt, sich von anderen zu distanzieren. Als eine besonders wirksame Methode des Auseinanderdividierens erweist sich die Anschuldigung, diese oder jene Gruppe und jeder, der mit ihnen Umgang habe, seien Faschisten.

Kürzlich schrieb mir ein führendes Mitglied der Partei Die Linke, Antifaschismus bedeute für ihn, ,“gegen antiemanzipatorische, antihumanistische, diskriminierende, rassistische, sexistische, antisemitische und nationalistische Tendenzen vorzugehen, denn diese führen in letzter Konsequenz zum Faschismus, den es zu bekämpfen gilt“. Ja gut, aber sollen wir nun etwa anhand eines solchen Kriterienkatalogs entscheiden, wer mit wem gemeinsam gegen die NPD oder gegen Rüstungsexporte oder gegen die Schnüffelei der Geheimdienste demonstrieren darf? Nicht jedes Vorurteil macht einen Faschisten aus, und je mehr Ausgrenzungsgründe wir auflisten, desto weniger Mitdemonstranten bleiben übrig – was mir auch der Zweck vieler Distanzierungsforderungen zu sein scheint.

Mir fällt auf, daß unter den Faschismus-Kriterien gewöhnlich die beiden glatt vergessen werden, die ich für die entscheidenden halte: Gewerkschaftsfeindlichkeit und Antikommunismus…

Ich kann auch meine Partei Die Linke nur davor warnen, sich im Streit über den Umgang mit angeblichen „Verschwörungstheoretikern“, „strukturellen Antisemiten“, „autoritären Charakteren“, „Antieuropäern“, „Antiamerikanern“, „Populisten mit verkürzter Kapitalismuskritik“, „Chauvis“, „Machos“, „latenten Sexisten“ und „homophoben Heimatfetischisten“ zu zerreiben. Medienkonzerne, vielleicht auch geheimdienstliche Sprachlabore liefern dafür nur allzu gern die Verwirrwörter, und sogenannte Antideutsche oder Gemäßigte in der Partei greifen sie nur allzu gern auf.

Es lohnt sich, den Beitrag von Dieter Dehm vollständig zu lesen, ihn auszudrucken und gut aufzubewahren.

Es lohnt sich vor allem, wegen solcher Mitmenschen wie Dieter Dehm in dieser immer unsäglicher werdenden Partei DIE LINKE zu bleiben und mit GenossInnen wie Dehm weiter für Frieden und Sozialismus zu streiten!

Über Rumpelstilzchen

Rumpelstilz ist ein kritischer Zeitgenosse und bloggt auf mehreren Wordpress-Seiten. Über eine Kontaktaufnahme via Email freute er sich, über Mit-Blogger noch viel mehr.
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7 Antworten zu Die Sektierer sind immer und überall

  1. GHP schreibt:

    Der taz (http://www.taz.de/Debatte-in-der-Linken-Fraktion/!151478/) ist zu entnehmen, dass DIE LINKE ein Inserat zugunsten der Friedensdemo vor dem Amtssitz des Bundespräsidenten finanziert hatte. Oh wie peinlich! Das darf natürlich nie wieder vorkommen, den lieben Herrn Gauck zu ärgern, egal wie intensiv er Russland hasst und wehrhafte Auslandseinsätze liebt.
    Es stimmt wohl: „Die Anzeichen, dass es sich bei der Linken um eine Partei gewordene Klapsmühle handelt, mehren sich seit Jahren – wobei einigen Mandatsträgern offenbar schon das Wort „Frieden“ genügt, damit der Restverstand willig die Waffen streckt“ (http://www.taz.de/Die-Wahrheit/!149716/).

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  2. Herbert Paul schreibt:

    „… die oft fragwürdigen Ursachen, aus denen sich Menschen in erbitterte Kleinkriege stürzen, hat Jonathan Swift in „Gullivers Reisen“ aufs Schönste karikiert: Nachdem der Kaiser von Liliput sich beim Öffnen eines Eis am runden Ende verletzt hat, verfügt er, jedermann müsse künftig die Eier am spitzen Ende öffnen. Die folgenden Aufstände derer, die ihr Frühstücksei auch weiterhin am „bequemen Ende“ öffnen möchten, eskalieren flugs zum Bürgerkrieg, an dessen Ende die geschlagenen „Rundender“ ins Nachbarland Blefuscu fliehen.

    Was dem Liliputaner sein Ei, ist dem“ Linken die Abgrenzung – gegen alle anderen, gegen Verschwörungstheoretiker, gegen nichtlinke Demos, gegen Friedensengagierte. Es ist wirklich irre.
    (Das Zitat habe ich abgeschrieben von http://www.linux-community.de/Internal/Artikel/Print-Artikel/LinuxUser/2015/01/Kollateralschaeden?utm_source=LU-Vorschau&utm_campaign=LU+01%2F2015%3A+E-BOOKS+IM+GRIFF_2014-12-18&utm_medium=email

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  3. Noch ein Linker schreibt:

    „Wer das wirklich Beste für ihr oder sein Land will, kann letztlich nur Sozialist sein, wie sich argumentieren lässt. Davon abgesehen, dass das allzu viele noch nicht verstehen, besteht ein Rätsel der heutigen Zeit in der Frage, weshalb so viele Sozialisten auf Wörter wie „Patriotismus“, „Nation“ oder „Heimat“ allergisch reagieren. Sie sollten das darin steckende Positive stärken und die Begriffe damit besetzen, anstatt sie kampflos den Rechten zu überlassen.“
    Gefunden auf http://kommunisten-online.de/der-vollkommene-patriotismus-besteht-in-der-wechselseitigen-respektierung-der-volker/
    Das ist ein auf ausführlichen Quellen basierender Artikel, den man ruhig in ganzer Länge lesen sollte. Es würde gegen die ignorante Unbildung in manchen linken Köpfen helfen!

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  4. zwirni schreibt:

    Die Art und Weise, wie bei dieser Thematik der Streit geführt wird, ist ein gutes Beispiel dafür, warum ich aus der Partei »Die Linke« ausgetreten bin. Anstatt in Ruhe und gründlich die Ursachen eines gesellschaftlichen Problems zu hinterfragen und erst danach Schlussfolgerungen für die politische Arbeit zu ziehen, bekämpft man sich innerparteilich nach wie vor auf Agitatorenart mit Parolen.

    Ich bezweifle ganz ernsthaft die politische Kompetenz aller Agierenden bei diesem Thema, denn ich habe bisher weder von einem Herrn Gysi oder einem Herrn Dehm, einer Frau Pau oder einer Frau Wagenknecht eine schlüssige Erklärung dafür gehört, wie es relativ kurz nach der Wiedervereinigung nach vierzig Jahren Antifaschismus als Staatsdoktrin in Rostock-Lichtenhagen oder in Hoyerswerda zu den bekannten ausländerfeindlichen Ausschreitungen kommen konnte.

    Ich gehöre zum sogenannten „Eppelmann-Jahrgang“ ehemaliger NVA-Offiziere, d.h. meine Ernennungsurkunde zum Leutnant der NVA wurde im August 1990 von Herrn Eppelmann unterzeichnet. Ich habe es im letzten Studienjahr meiner Offiziersschülerzeit erlebt, dass vormals vermeintlich „ordentliche SED-Mitglieder“ im besoffenen Zustand „Deutschland, Deutschland über alles“ gegrölt haben und plötzlich anfingen, von Adolf zu schwärmen. Es ist für mich daher auch nicht überraschend, dass gerade in Dresden diese unsäglichen „PEGIDA“-Demonstration stattfinden. (Dass dort dann auch noch „Wir sind das Volk!“ gerufen wird, lässt die Ereignisse von 1989 plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen.)

    Nein! Die Wurzel des Faschismus liegt viel tiefer. Nicht auf dem Gebiet der Politik sondern der Soziologie. Und man hat dieses Problem weder in der BRD noch in der DDR wirklich gelöst. Ich widerspreche Dieter Dehm ganz ausdrücklich, wenn er schreibt: „Mir fällt auf, daß unter den Faschismus-Kriterien gewöhnlich die beiden glatt vergessen werden, die ich für die entscheidenden halte: Gewerkschaftsfeindlichkeit und Antikommunismus…“ Diese Aussage ist zwar nicht falsch, aber sie zeigt nur auf Folgen und erkärt die Ursachen des Problems nicht.

    Und hier genau liegt das Problem: Es traut sich nämlich keiner wirklich ran an das eigentliche Problem, denn dann müsste man als Politiker die sogenannte „Mitte“ der Gesellschaft kritisieren. Es gibt Studien dazu. Man kann wissenschaftlich begründet nachlesen, dass Fremdenfeindlichkeit und Chauvinismus ihre Quelle ursprünglich nicht in sozial benachteiligten Schichten der Gesellschaft haben sondern im Bereich des Kleinbürgertums. In der letzten Woche konnte man bei „Panorama“ im Original Bild und Ton von Vertretern dieser Klientel (bei dieser PEGIDA-Demo) sehen und hören. Aber Politiker und Journalisten behaupten, dies wären keine Rechtsextremen sondern Vertreter der Mitte der Gesellschaft. Nein, dies sind keine Rechtsextremen im Sinne des medialen Klischees – es sind die ganz „normalen“ Bürger mit ihrer Dummheit die auch 1933 den Faschismus in Deutschland ermöglichten.

    Und da liegt das Fatale an der ständigen Dämonisierung des Faschismus, die uns entweder in Form von ZDF-History oder in der oberflächlichen Verteufelung von vermeintlich linker Seite immer wieder heimsucht. Da war nicht »Das Böse« am Werk. »Das Böse« an sich gibt es nicht. Was es aber gibt, das sind Interessen von Menschen. Und wenn die Interessen von egoistischen, politisch und ethisch ungebildeten und denkfaulen Menschen einen politischen Kanal finden, dann trägt er den Namen Faschismus oder Rechtspopulismus.

    Deshalb ist es sehr wohl angebracht, bei den derzeit stattfindenden Demonstrationen darauf zu achten, mit wem man sich dort „gemein“ macht. (Wir erleben gerade eine Hochkultur des Egoismus in Form von Demonstrationen und Bürgerinitiativen) Angeblich sollen ja auch vor 1933 die Kommunisten mal mit den Nationalsozialisten bei manchen Aktionen gemeinsame Sache gemacht haben, was ich zwar nicht weiß, mir aber bei dem gegenwärtigen Durcheinander auch gut vorstellen kann.

    Wir brauchen Klarheit und Konsequenz! Das Problem ist nur, dass es einerseits in der Partei »DIE LINKE« Leute gibt (ich nenne jetzt mal besser keine Namen), die glauben, es würde reichen, sich dem vorherrschenden System des Parlamentarismus anzupassen und auf der anderen Seite diejenigen, die auf Krawall gebürstet sind und dabei auch nur ihre eigene Eitelkeit befriedigen. Und dummerweise gibt es dann auch immer wieder diejenigen, wie auch hier im Blog, die immer noch glauben, man müsse der einen oder anderen Seite nacheifern und dabei das eigene Denken, die eigene Emanzipation vernachlässigen.

    Weder ein Gregor Gysi noch ein Dieter Dehm haben mit ihren Einschätzungen zum Faschismus Recht. Fangt endlich an, selbst nachzudenken und Euch Eure eigene Meinung zu bilden. Ich habe vor einiger Zeit das Buch „Die Unfähigkeit zu trauern“ von den Mitscherlichs aus den späten Sechzigern gelesen. Das ist schwere Kost, aber man findet darin einen wichtigen Anhaltspunkt für die Übel der menschlichen Gesellschaft: Autoritär geprägtes Denken! Dieses Denken, neben dem opportunistischem, ist leider auch bei denjenigen verbreitet, die von sich meinen, „wirklich links“ zu sein.

    Für mich ist es ein Zeichen argumentativer Schwäche, wenn man selbst in seinen öffentlichen Texten andere Prominente zur Begründung der eigenen Meinung heranzieht. Das ist für mich eine andere Form des sogenannten Autoritätsbeweises, wonach etwas richtig sei, nur weil eine Autorität es gesagt hat. (Sowas ist Bullshitt.)

    Ich bitte also den Autor dieses Blogs, sein eigenes Denken zu überdenken.

    Zwirni

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  5. Rumpelstilz schreibt:

    Danke, Zwirni, dass Sie diesen Blog gelesen haben.
    Schade, dass Sie die vielen Anregungen im Beitrag „Die Sektierer sind immer und überall“ nicht aufgegriffen und bei den angegebenen Links weitergelesen haben. Sonst hätte sich viel von Ihrer Argumentation erübrigt.
    Schade auch, dass Sie das Thema meines Beitrages so hartnäckig ignorieren. Mir geht es um die unglaubliche Intoleranz und Zertrittenheit insbesondere zum Thema Frieden, Sie schreiben vorzugsweise zum Thema Faschismus. Das ist zweifellos auch sehr wichtig, aber sollte gerade deshalb nicht vermenguliert werden.
    Und dann gibt es noch einen wesentlichen Unterschied zwischen uns: Sie stellen Ihre Meinung ohne konkrete Bezüge, Quellenhinweise etc. in den Raum, ich bevorzuge mehr den faktenbasierten Stil. Gerade beim Thema „Zerstrittenheit“ ohne Quellen- und Faktenhinweise schreiben zu wollen, würde in eine für Dritte wertlose subjektive Sicht produzieren.
    Es mag ja sein, dass man auf einer Offiziersschule mehr die Top-Down-Denke anerzogen bekommt. Für ein konstruktives Miteinander ist das aber in der Regel nicht hilfreich.
    Und deshalb wird der Stil dieses Blogs so bleiben wie er ist, bei aller Vielfalt der Autoren. Es steht Ihnen doch frei, Ihren eigenen Blog anders zu gestalten! Beweisen Sie dort Ihre eigene, überlegene Kompetenz gegenüber „einem Herrn Gysi oder einem Herrn Dehm, einer Frau Pau oder einer Frau Wagenknecht“! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.

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  6. zwirni schreibt:

    Tja, anscheinend gibt es hier wohl irgendwie ein grundsätzliches Missverständnis.
    Ich habe deshalb auf meine Erlebnisse an einer Offiziershochschule der NVA verwiesen, um erklären zu wollen, dass man offiziellen Äußerungen von Menschen nicht trauen kann. Das bedeutet nicht, dass ich das damalige Geschehen nicht reflektiert hätte und nicht meine eigene Meinung darüber gebildet hätte. (Und mir zu unterstellen, ich würde in einer anerzogenen „Top-Down-Denke“ verharren, ist eine Frechheit!)
    Wie war die Überschrift? „Die Sektierer sind immer und überall“ Wohl wahr, sehr geehrter Herr Rumpelstilz, Sie sind einer davon!

    Keine Sorge, ich werde mich hier nicht weiter äußern.

    Zwirni

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    • Rumpelstilz schreibt:

      Wenn man Militärwissenschaften studiert hat, sollte man sich nicht wundern, wenn ein Angegriffener zurückschießt. Und meine Formulierung „es mag ja sein…“ ist keine Unterstellung. Aber immer feste druff – das sollten Sie in einer NVA-Offiziersschule eigentlich anders gelernt haben. Schade.

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